Karl Kraus – „Wiener Rundschau“, 1896/97
Wien wird jetzt zur Grossstadt demoliert. Mit den alten Häusern fallen die letzten Pfeiler unserer Erinnerungen, und bald wird ein respectloser Spaten auch das ehrwürdige Café Griensteidl dem Boden gleichgemacht haben. Ein hausherrlicher Entschluss, dessen Folgen gar nicht abzusehen sind. Unsere Literatur sieht einer Periode der Obdachlosigkeit entgegen, der Faden der dichterischen Production wird grausam abgeschnitten. Zu Hause mögen sich Literaten auch fernerhin froher Geselligkeit hingeben; das Berufsleben, die Arbeit mit ihren vielfachen Nervositäten und Aufregungen spielte sich in jenem Kaffeehause ab, welches wie kein zweites geeignet schien, das literarische Verkehrscentrum zu repräsentiren. Mehr als ein Vorzug hat dem alten Locale seinen Ehrenplatz in der Literaturgeschichte gesichert. Wer gedenkt nicht der schier erdrückenden Fülle von Zeitungen und Zeitschriften, die den Besuch unseres Kaffeehauses gerade für diejenigen Schriftsteller, welche nach keinem Kaffee verlangten, zu einem wahren Bedürfniss gemacht hatte? Braucht es den Hinweis auf sämmtliche Bände von Meyer’s Conversationslexikon, die, an leicht zugänglicher Stelle angebracht, es jedem Literaten ermöglichten, sich Bildung anzueignen? Auf das reiche Schreibmaterial, das für unvorhergesehene Einfälle stets zur Hand war? Namentlich die jüngeren Dichter werden das intime, altwienerische Interieur schmerzlich entbehren, welches, was ihm an Bequemlichkeit gefehlt, jederzeit durch Stimmung zu ersetzen vermocht hat. Nur der grosse Zug, der hin und wieder durch diese Kaffeehausidylle ging, wurde von den sensiblen Stammgästen als Stilwidrigkeit empfunden, und in der letzten Zeit häuften sich die Fälle, dass junge Schriftsteller angestrengte Productivität mit einem Rheumatismus bezahlten. Dass in einem so exceptionellen Café auch die Kellnernatur einen Stich ins Literarische aufweisen musste, leuchtet ein. Hier haben sich die Marqueure in ihrer Entwicklung dem Milieu angepasst. Schon in ihrer Physiognomie drückte sich eine gewisse Zugehörigkeit zu den künstlerischen Bestrebungen der Gäste, ja das stolze Bewußtsein aus, an einer literarischen Bewegung nach Kräften mitzuarbeiten. Das Vermögen, in der Individualität eines jeden Gastes aufzugehen, ohne die eigene Individualität preiszugeben, hat diese Kellner hoch über alle ihre Berufscollegen emporgehoben, und man mochte nicht an eine Kaffeesiedergenossenschaft glauben, die ihnen die Posten vermittle, sondern stellte sich vor, die deutsche Schriftstellergenossenschaft habe sie berufen. Eine Reihe bedeutender Kellner, welche in diesem Kaffeehause gewirkt haben, bezeichnet die Entwicklung des heimischen Geisteslebens. Eine überholte Dichtergeneration sah Franz, den Würdigen, dessen Andenken noch in zahlreichen Anekdoten festgehalten wird. Es lag Stil und Grösse darin, wenn er einem Passanten, der nach zwanzig Jahren wieder einmal auftauchte, dieselbe Zeitung unaufgefordert in die Hand gab, die jener als Jüngling begehrt hatte. Franz, der k. k. Hof-Marqueur, hat eine Tradition geschaffen, welche heute von den Jungen über den Haufen geworfen ist. Mit dem Tode des alten Kellners, dessen hofräthliche Würde schlecht zu dem Sturm und Drang der Neunzigerjahre gepasst hätte, begann eine neue Aera. Franz, der mit Grillparzer und Bauernfeld verkehrt hatte, erlebte es noch, wie der Naturalismus seinen Siegeslauf von Berlin in das Café Griensteidl nahm und als kräftige Reaction gegen ein schöngeisterndes Epigonenthum von einigen Stammgästen mit Jubel aufgenommen ward. Seit damals gehört das Café Griensteidl der modernen Kunst, eine neue Kellnergeneration stand bereit, sich mit dem complicirten Apparat von Richtungen, die in der Folge einander ablösten, vertraut zu machen; die bis dahin als Zuträger einer veralteten Literatur gedient hatten, waren nun als Zahlmarqueure einer modernen Bewegung mit der Umwerthung aller Werthe beschäftigt; sie verstanden es, mit der Zeit zu gehen, und genügten bald den Anforderungen einer gesteigerten Sensitivität. Die Stimmungsmenschen, die jetzt wie die Pilze aus dem Erdboden schossen, verlangten seltsame Farbencompositionen für Gefrorenes und Melange, es machte sich die gebieterische Forderung nach inneren Erlebnissen geltend, so dass die Einführung des Absynths als eines auf die Nerven wirkenden Getränkes nothwendig wurde. Sollte die heimische Literatur aus Paris und Deutschland ihre Anregungen erhalten, so musste das Kaffeehaus sich die Einrichtungen von Tortoni und Kaiserhof zum Muster nehmen.
Bald war man mit dem consequenten Realismus fertig, und Griensteidl stand im Zeichen des Symbolismus. „Heimliche Nerven!“ lautete jetzt die Parole, man fing an, „Seelenstände“ zu beobachten und wollte der gemeinen Deutlichkeit der Dinge entfliehen. Eines der wichtigsten Schlagworte aber war „Das Leben“, und allnächtlich kam man zusammen, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen oder, wenn’s hoch ging, das Leben zu deuten.
Die ganze Literaturbewegung einzuleiten, die zahlreichen schwierigen Ueberwindungen vorzunehmen, nicht zuletzt, dem Kaffeehausleben den Stempel einer Persönlichkeit aufzudrücken, war ein Herr aus Linz berufen worden, dem es in der That bald gelang, einen entscheidenden Einfluss auf die Jugend zu gewinnen und eine dichte Schaar von Anhängern um sich zu versammeln. Eine Linzer Gewohnheit, Genialität durch eine in die Stirne baumelnde Haarlocke anzudeuten, fand sogleich begeisterte Nachahmer, – die Modernen wollten es betont wissen, dass ihnen der Zopf nicht hinten hing. Alsbald verbot der verwegene Sucher neuer Sensationen aus Linz seinen Jüngern, von dem „Kaiserfleisch des Naturalismus“ zu essen, empfahl ihnen dafür die „gebackenen Ducaten des Symbolismus“ und wusste sich durch derlei zweckmässige Einführungen in seiner Position als erster Stammgast zu behaupten. Seine Schreibweise wurde von der literarischen Jugend spielend erlernt. Den jüngsten Kritikern öffnete er die Spalten seines neugegründeten Blattes, welches allwöchentlich den Bahnbrecher und seine Epigonen in engster Nachbarschaft sehen liess und noch heute eine nur durch die Verschiedenartigkeit der Chiffren gestörte Stileinheit aufweist. Damals, als er noch nicht die abgeklärte Ruhe des weimarischen Goethe besass, war es für die Anfänger noch schwer, ihm durch das Gestrüpp seines seltsam verschnörkelten und kunstvoll verzweigten Undeutsch zu folgen. Heute, wo er Goethe copirt, findet er die meisten Nachahmer. Kaum einen seiner Schüler gibt es, der um den Unterschied zwischen einem „Kenner“ und einer „Menge“ verlegen wäre. Ein jeder, der das Buch eines tadelnswerthen Autors zu besprechen hat, weiss, dass man diesem nicht ein gewisses Können, sondern „immerhin eine gewisse Macht“ zusprechen kann.
Hier eine der Wirklichkeit nahekommende Stilprobe aus der Zeit, da die französirende Art des Meisters noch nicht mit Goetheischen Sprachelementen durchsetzt war. Ueber das Werk eines Griensteidl-Gastes und seine Aufführung im „Deutschen Volkstheater“ mag er sich etwa geäussert haben:
„Es ist, je öfter man in dieses „Deutsche Volkstheater“ mit den Anführungszeichen um jeden Preis hineingeht, ein gewaltsamer Aerger, über die Darstellung, über diesen Herrn Kadelburg mit der Eleganz vom Tapezierer und über dieses Publicum mit den Ansichten vom Wurstlprater. Man kennt den Schnitzler. Ich habe, wie ich neulich die Dränge des jüngsten Oesterreich zeigte, die besondere Art des Schnitzler gelehrt. Es passt das herbe Wort des heimlichen und geflissentlich komischen Julius Bauer, dort, wo er eigentlich schon mehr Isidor Fuchs heisst: „Ein kleiner Beamter hat nichts, aber das hat er sicher.“ Er will den Viveur, aber mit der wienerischen Note, nicht in der Technik der Franzosen, wie ihn etwa Pierre Blanchard gezeichnet haben würde oder ein anderer französischer Eigenname, den nur ich kenne, wenn ich von Ferry Beraton absehen will, der ihn dann aber auch von mir hat, auch nicht in der Art dieses Herrn Fulda, der die letzten Wünsche des Banquiers aus der Rauch- und Thiergartenstrasse in jenen schleimigen und schnodderigen Weisen des Schunkelwalzers ablauschte.
Es ist die Kunst der Nerven, von den Nerven auf die Nerven, und man muss dabei an Berti Goldschmidt denken und an die psychologie blasée der Stendhal und Huysmans, von den Goncourt’s über Lavedan bis zu Loris und Maurice Barrès und nach Portoriche, die mit der feinen Nase für den Geruch der Dinge, die wie ein letzter Rest von Champagner ist und sich wie die zähe Schmeichelei verblasster alter Seide fühlt, aber immer ein bischen in dem lieben, traulichen Wienerisch des Canaletto. Er gibt müde Stimmungen, die um die Kunst der Watteau und Fragonard sind, mit der weichen Grazie der Formen und mit den halben, heimlichen Contouren, die sich nur noch nicht recht trauen. Aber es gährt noch. Seine Kunst sucht Harmonie. Ein Rest bleibt. Das sind die kurzen Sätze. Ich kann nichts dafür. Es sind verwegene, ungestüme und verworrene Triebe, die drängen. Aber der zuversichtliche Gestalter des intimen Erlebnisses, das Kunst verlangt, setzt sich bald durch. Und nun die Darstellung. Da will Vieles nicht. Manches gelingt. Die Sandrock war wieder ein köstliches Wunder an reiner Kraft und Schönheit. Aber ihre fürstliche Kunst war allein. Nur Herr Nhil darf sich noch an ihr messen, allenfalls auch der sicher wachsende Giampietro und Tewele, wenn er sich die Nase abgewöhnen möchte. Bei den Anderen musste ich an Iglau denken, dort, wo es schon Leitomischl ist. Es war schändlich und beleidigend. Freilich fehlt die Regie. Künstlerische Triebe zerfahren. Ein besserer Tapezierer und Kadelburg kann nicht helfen. Die sichere Weise des spitzen Martinelli wäre da mehr am Platze gewesen, seine nachdenkliche und wägende Technik, die trifft. Herr Kutschera lässt als Gigerl seine Helden vergessen. Fräulein Hell, die immer so heult, werde ich nie vergessen und verwinden können. Darum spielen sie jetzt auch die junge, begabte Bauer gegen die ältere Collegin aus, jenes liebe, blasse Mädchen, das rührt.
Aber wie Herr Broda den Moritzky gab, muss man sehen. Ganz Wien sollte hin. Das ist über den Spanier Vico und den Holländer Boomeester etwas ganz Neues, wie er in diesen Moritzky hineinkriecht, ohne Rest. Er gab die Erlösung und Weihe des Abends. Es ist ein halber Kainz in ihm und eine heimliche Duse. Mir fehlen die Worte. Aber man müsste die Formel suchen für die vagen und wirren Empfindungen um das grosse Unerhörte der Kunst des Broda.“
In jedem seiner Referate ergoss sich eine Sturzfluth neuer Eigennamen ins Land. Die Kunstgrössen, die er einführte, waren einzig und allein ihm dem Namen nach bekannt; oft hatte er sie von spanischen Theaterzetteln oder gar portugiesischen Strassentafeln abgelesen. Noch heute versteht er es, uncontrolirbaren Thatsachen den Schein des Erlebten zu geben, Dinge, die er gerade anbringen will, tiefursächlich zusammenzuhängen. Es ist – um in seinem Stil mit Goethe zu sprechen – ein ungemeiner Zettelkasten, den nicht er, sondern der ihn hat.
Als Kritiker hatte er bald die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Er interessirte. Mochte man auch nicht immer mit dem Ton einverstanden sein, man sagte sich doch, da ist Einer, der Klärung bringt, der, auf das Unverständniss Anderer nicht angewiesen, jederzeit sein selbstständiges Vorurtheil hat. Der seichte Impressionismus, dem sich dieser kritische Bummler überliess, berührte anheimelnd; der Mangel an Humor, der eine seltene Standpunktlosigkeit verkleidete, aber doch discret durchblicken liess, gefiel, der Tadel, der kein zielbewusster Angriff, sondern vages Anrempeln war. Man klatschte Beifall, wenn er in seiner Weise Protest gegen den guten Geschmack erhob und an das dionysische Bedürfniss des Studenten erinnerte, Gewölberollläden mit dem Spazierstocke zu streifen. Dermassen hat er oft sich ausgelebt und die Wachleute der öffentlichen Literaturordnung geuzt.
Sturm und Drang wurden eines Tages von weimarischer Vornehmheit abgelöst. Die Zeit der Reife brach für ihn an, blasirte Behaglichkeit trug seine Worte, und aus den Weisungen, die er von seiner Höhe an die Jugend des Landes ergehen liess, sprach „schöne Güte“. Aber sogleich fasste dieselbe Jugend den Entschluss, ihm nachzureifen, die jüngsten sprachen von den „jungen Künstlern“, und als eines Tages das Erstlingswerk eines Neunzehnjährigen erschienen war, rief ein zwanzigjähriger Gönner aus: „Es ist mir nicht unlieb, dass die jungen Leute jetzt ein bischen emporkommen!“ Auch jene Menge von Kennern, welche die Posen erst aus zweiter Hand haben und auf die Affectationen subabonnirt sind, bekannte sich jetzt zur olympischen Weltanschauung, und das ruhige Künstlerauge, mit dem einige reine Künstler über ökonomische Thatsachen hinwegsahen, verrieth nur zu deutlich die Goethe-Naturen. Kurz, Alles, was im Café Griensteidl die Zeche schuldig bleibt, war jetzt abgeklärt. Wer nicht eigentlich zur Literatur gehörte, aber den Gesprächen lauschen und Stichworte bringen durfte, begann sich als Eckermann zu fühlen. Der Führer aber, der so that, als ob Weimar und nicht Urfahr die Vorstadt von Linz wäre, weitete seinen Blick immer mehr und wurde so vielseitig, dass man allgemein befürchtete, er werde sich am Ende noch mit Farbenlehre und Optik beschäftigen. Denn nicht zufrieden damit, eine ungefähre Kenntniss des Theaters zu besitzen, fing er jetzt an, bildende Kunst misszuverstehen, ja abstract philosophische Themen eingehender zu verflachen. Für den wohlwollenden Ton, in welchem dieser erste Kenner zu seiner Menge sprach, sind die Worte charakteristisch, die er unlängst in einer Abhandlung über den Werth körperlicher Uebungen geschrieben hat: „… und so kann man mich jetzt, gegen meine sonst lieber sitzende und meditativ herumliegende Art, fleissig in unserer lieben Stadt spazieren sehen, ganz wie Vater Horaz, behaglich schlendernd, Schwänke im Sinn, ohne Plan.“
Ueber den Verkehr mit seinen Schülern ist bekannt, dass der Herr aus Linz sich jederzeit mit Selbstentäusserung für sie eingesetzt hat. Ohne ihn wäre manche junge Talentlosigkeit frühzeitig zugrunde gegangen und vergessen worden. Es sind nicht Wenige, die sich rühmen können, von ihm entdeckt zu sein. Sie tragen das unverlöschliche Brandmal seiner Prophezeiung, Europa werde in vier Wochen von ihnen sprechen. „Wie ich Europa kenne“ – denn, sagte er einmal, „Europa zwischen Wolga und Loire hat kein Geheimniss vor mir“. Nun schien es aber selbst in dieser bescheidenen Einschränkung doch ein Geheimniss vor ihm zu haben. Es wollte sich, selbst als man den Termin der vier Wochen erheblich prolongirt hatte, zu einer Aeusserung über die im Café Griensteidl gemachten Entdeckungen nicht bewegen lassen. Aber vielleicht hat gerade der Umstand, dass sie nach so lärmender Inscenirung unbekannt blieben, diesen jüngsten Dichtern einen Namen gemacht.
Eine der zartesten Blüthen der Decadence sprosste dem Café Griensteidl in einem jungen Freiherrn, der, wie man erzählte, seine Manierirtheit bis auf die Kreuzzüge zurückleitet. Die Art des jungen Mannes, der sich einst zufällig in das Kaffeehaus verirrte, gefiel dem Herrn aus Linz. Als jener sich vollends zu der enthusiastischen Bemerkung hinreissen liess: „Der Goethe is ganz g’scheit“, da fühlte dieser: hier lag eine Fülle von Manierirtheit, die der Literatur nicht verloren gehen durfte. So ward in dem Jüngling das Bewusstsein seiner Sensitivität geweckt, welches ausgereicht hätte, ihn zu productivem Schaffen anzuregen. Dazu kam eine mit Kalksburg übertünchte Phantasie, und als das Product jener geistigen Beschränktheit, welche, von den sich an das Wort „wienerisch“ knüpfenden Vorstellungen ausgefüllt, unter dem Namen: reines Künstlerthum geläufig ist, entstand eine Novelle, „Der Kindergarten der Unkenntniss“.
Kein Wunder, dass sie dem Entdecker gefiel. Er stellte den Autor neben Goethe, den neuerlich zu feiern er Gelegenheit fand, und freute sich, dass ihm das Verständniss für den ihm unbekannten Meister aus der Ueberschätzung des ihm bekannten Dilettanten so schön aufgegangen war. Goethe hatte die Bausteine für einen jungen Ruhm und die Phraseologie einer neuen Kunst für das Café Griensteidl zu liefern. In der That erschien das kunstphilosophische Grundprincip von dem „Besondern, aus dem das Allgemeine zu ziehen“ und dem „Einzelfall, der in das Ewige zu rücken“ ist, wiederholt compromittirt und als modernes Schlagwort protzig hingestellt, auf die letzte literarische Sensation insoferne anwendbar, als hier der Herr aus Linz für eine besondere Talentlosigkeit das allgemeine Interesse in Anspruch nehmen wollte und die Blamage, die wohl ein Einzelfall war, in das Ewige zu rücken gewusst hat
Noch oft hat Goethe ihm in der Folgezeit wichtige Dienste geleistet; sein Zettelkasten wuchst, entwickelte sich, reifte. Die sattsam bekannte Anekdote von dem Hunde Bello pflegt er noch heute gegen den einst von ihm vertheidigten Naturalismus auszuspielen, und als die literarische Eigenthumsfrage acuter wurde, glaubte er für die künstlerische Verklärung des Plagiats sich auf Goethe berufen zu sollen. Wonach sich communistische Gäste des Café Griensteidl so lange gesehnt hatten, der literarische Diebstahl war mit Erlass vom 20. Juni 1896 gestattet. Censurfreiheit und Aufhebung des Colportageverbotes hätten das heimische Schriftthum kaum besser befruchten können.